INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
Einleitung
I. Fundstellen der Wappen in Goslar
- Bauten
- Kunstdenkmäler
- Grabdenkmäler
- Archivalien
- Druckwerke
II. Die wappenführenden Familien
- Personenkreis
- Schreiber
- Frauen
- Juden
- Benutzung fremder Siegel
- Familiennamen
III Inhalt des Wappenschildes
- Heroldsbilder
- ‚Redende Bilder’
- Handwerksgeräte
- Hausmarken
- Gängige Schildfiguren
- Fremde Wappensiegel
- Besonderheiten, Hilfsfiguren
- Wappenwechsel
- Familienvarianten
IV Formen der Besiegelung
- Wachssiegel
- Lacksiegel
- Papier-Wachs-Siegel
- Farben der Siegel
- Verschlußsiegel
V Petschafte
VI Autographen
VII Wappen an Bau- und Kunstdenkmälern
VIII Fensterbierscheiben
IX Steinmetzzeichen, Meisterzeichen und Beschau
Wasserzeichen, Siquete, Exlibris
X Anmerkungen mit Literaturverzeichnis
Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen
XI Wappenkatalog und -Beschreibungen mit Fundstellennachweis
- Unbekannte auf Wappenscheiben
- Nicht identifizierte Wappen an Kunstwerken
- Nicht identifizierte Wappen an Bauten
- Unbekannte Schreiber mit Wappensiegeln an Urkunden
- Anhang: Gemmensiegel
XII Register
- Wappen an Bau- und Kunstdenkmälern
- Schildfiguren
- Heroldsbilder
- Hausmarken
- Redende Wappen
- Berufszeichen auf Wappen
- Besonderheiten der Besiegelung oder der Wappenführung
- Wechsel des Siegels
- Fremdes Siegel wird benutzt
- Inhalt der Urkunden
- Personenregister
- Ortsregister
- Wappenabbildungen im Text
XIII Wappentafeln
- Alphabetische Namensordnung I – LXXVIII
- Unbekannte LXXVIII – LXXIX
- Nachträge LXXX – LXXXIV
- Steinmetzzeichen LXXXV
Vorwort
Dieses Buch hat eine über 80 Jahre verlaufende Entstehungsgeschichte, die manche Eigenart erklären mag. Sie soll hier kurz berichtet werden.
Nach der Berufsausbildung und dem Kriegsdienst in meine Heimatstadt Goslar zurückgekehrt, habe ich mitgeholfen, die ausgelagerten Kunstwerke zurückzuholen, das Kulturleben anzuregen und die Flüchtlinge zu betreuen. Dabei lernte ich viele Persönlichkeiten kennen, die in der unzerstörten Stadt Zuflucht gefunden hatten oder hier das Ende der Kriegswirren abwarten wollten. Der Hamburger Chirurg Dr. Friedrich Bonhoff war sogar zu einem ersten Urlaub in die Stadt seiner Kindheit zurückgekehrt, als ich ihn im Hause des Fabrikanten Dr. Fr. Borchers, Glockengießerstr.2, kennenlernte. Wir bemühten uns damals darum, den in den 30er Jahren aufgelösten Museumsverein Goslar e. V. wieder zu beleben.
Dr. Bonhoff war ein bekannter Familienforscher, der die Goslarer Bürgerbücher und in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift schon viele Aufsätze über Goslarer Familien, Münzen, Hausinschriften und Wappen veröffentlicht hatte. Er erzählte mir bei unserem ersten Treffen von seinem Plan, eine ‘Goslarer Wapenrolle’ herauszugeben. Es war ein Thema, das uns dann viele Jahre begleitet hat.
Als Grundlage hatte er einen Zettelkasten angelegt. Im Format von etwa DIN A 7 enthielten diese Zettel eine Skizze des Wappens, dessen Beschreibung und Fundstelle. Begonnen hatte er den Katalog, nach einigen Jahreszahlen auf den Zetteln zu urteilen, schon 1904. Damals hatte er als Schüler des Goslarer Gymnasiums die Hausinschriften gesammelt und als erste Veröffentlichung 1908 auf eigene Kosten in Tübingen drucken lassen. Auch seine späteren Bücher hat er selbst finanziert. Leider war er kein guter Zeichner, und auch die ’Arztschrift’ war schon in dieser frühen Zeit schwer leserlich. Vielfach sind die Wappenskizzen nur anhand der Beschreibungen zu entziffern und umgekehrt. Dies hat mir die spätere Bearbeitung oft erschwert. Rund 40 Jahre lang hat Dr. Bonhoff nach dem ersten Weltkrieg dann in Goslar seinen Urlaub verbracht und die Wappensammlung ergänzt. einige wenige, wie z. B. die Wappenscheiben in Neuwerk hat er veröffentlicht.
Bei der Bearbeitung der Goslarer Bürgerbücher kam er in näheren Kontakt mit dem Archivalienbestand Goslars. Insbesondere reizten ihn die großen Mengen ungeordneter Briefschaften, Ratsquittungen und Privatakten. Es gelang ihm, die Stadt zu veranlassen, ihm paketweise diese Archivalien auszuleihen. Er nahm sie in den Kriegsjahren mit auf das Lazarettschiff, dessen Chefchirurg er war. Hier hat er das spröde Material geordnet, Inhaltsverzeichnisse, Namenslisten und Wappennachweise angefertigt. Diese Wappen bilden heute den Hauptteil der aus den Archivalien stammenden Nachweise.
Mein seit 1950 beginnender Anteil an der Wappensammlung ist vergleichsweise bescheiden. Es handelt sich insbesondere um Wappen an Bau- und Kunstdenkmälern, die im Zusammenhang mit der Rückführung ausgelagerter Stücke aus Luftschutzkellern und Stollen, bei deren Neuaufstellung oder bei Sonderausstellungen verzeichnet werden konnten. Viele magazinierte Museumsgegenstände wurden so erfaßt. Auch die Renovierungsarbeiten an Bauten haben manche Wappen sichtbar gemacht. Schließlich wurden noch gedruckte Quellen durchgesehen. Ein Einzelnachweis mag hier unterbleiben. Er ist dem Abkürzungsverzeichnis und den Fundstellen zu entnehmen.
1950 überredete mich Dr. Bonhoff, die Reinzeichnung seiner Wappensammlung für eine Veröffentlichung zu übernehmen. Ich hatte große Hemmungen, denn ich hatte keinerlei heraldische Vorkenntnisse, und auch meine zeichnerischen Fähigkeiten gingen über die eines Architekten nicht hinaus. Dr. B. hatte Kontakt mit bedeutenden Heraldikern wie Otto Hupp gehabt und besaß selbst ein ausgezeichnetes Wappen. Diese Vorlagen machten mir den Entschluß nicht leicht.
Das Buch sollte auch wieder im Eigenverlag erscheinen und möglichst billig in der Herstellung werden. In der äußeren Form hatte er sich Meyermann’s Göttinger Hausmarken und Familienwappen zum Vorbild genommen. Das führte zu dem Entschluß, Tafeln mit Wappenzeichnungen in der Größe des künftigen Drucks zu zeichnen, weil diese in einem einfachen Vervielfältigungsverfahren hergestellt werden sollten. Zunächst war an ein Folio-Format gedacht und die Tafel I entsprechend gezeichnet.
Die größte Schwierigkeit entstand für mich als Zeichner aus der Tatsache, daß die Archivalien als Vorlagen nicht zugänglich waren. Einmal war bei der beruflichen Inanspruchnahme nicht vorhersehbar, wann sich die Gelegenheit ergab, das Archiv in den Öffnungszeiten aufzusuchen. Außerdem war inzwischen im Zusammenhang mit der Rückführung der Archivalien und dann einem Umzug des Archivs eine Neuordnung der Bestände erfolgt, die Signaturen verändert haben. In einzelnen Fällen lassen sich die Angaben von Dr. Bonhoff heute nicht mehr kontrollieren. Daraus entstand die Notwendigkeit, fast ausschließlich nach den Skizzen und Beschreibungen (mit Ausnahme der eigenen Aufnahmen) die Wappen zu zeichnen. Sie sind also keine korrekte äußere Wiedergabe und deshalb z. B. für Stilvergleiche, Erfassungen von Siegelschneidern oder Heraldikern ungeeignet. Soweit die Schilde Stilmerkmale zeigen, waren diese aus den Skizzen zu entnehmen. Helme und Helmdecken wurden dagegen stilisiert. Dr. Bonhoff hatte sie in keinem Fall mitskizziert. Die Form wurde nach Vorlagen aus dem Schrifttum nach mehreren Versuchen entwickelt und dann beibehalten. Die Entscheidung darüber, ob ein Stechhelm oder ein Bügelhelm gezeichnet werden mußte, konnte nur nach dem Adelsprädikat gefällt werden.
So sehr es bedauerlich sein mag, daß die äußere Form der Wappen hier nicht dargestelIt werden konnte, aus heraldischer Sicht ist dies kein Mangel. Im Wappenwesen ist zwischen dem Inhalt des Wappens und seiner Stilform, die dem Zeitgeschmack unterliegt, zu unterscheiden. Ersterer ist das wesentliche und wird durch die Definition die ’Blasonierung’, das ist die heraldische Beschreibung, festgelegt. Diese ist deshalb auch immer im Katalogtext enthalten.
Nach einigen Entwurfzeichnungen ist von mir am 06.06.1951 die erste Tafel als Probeseite an Dr. Bonhoff abgeschickt worden. Nach entsprechenden Korrekturen folgten noch in demselben Jahr 2 weitere Tafeln. Dann trat eine längere Unterbrechung ein, weil im Zusammenhang mit der Ordnung von Archivalien weitere Bestände mit Siegeln gefunden wurden. Außerdem entwickelte sich eine Diskussion mit dem damaligen Goslarer Archivdirektor Dr. Bruchmann über die Art der Veröffentlichung, den Umfang und die Form der Wappenzeichnungen.
So war daran gedacht, nur die an Bau- oder Kunstwerken auftretenden Wappen genau zu kopieren. Hier wären jedoch sehr viele unbestimmbar geblieben. Ein anderer Gedanke zielte darauf, nur die Bürgermeister und Ratsherren in einer Wappenrolle zu erfassen. Auch Sonderveröffentlichungen über die Gildesiegel, Gemmensiegel und Notariatssignets mit fotografischen Wiedergaben waren im Gespräch. Mehrfach hat zu diesem Zweck Dr. Bonhoff seine Kartei entsprechend durchgesehen und Anzüge gemacht. Es blieb jedoch bei Plänen. Eine andere Möglichkeit der Teilveröffentlichung hatte er 1942 ins Auge gefaßt, als er die Tafelamtsquittungen durcharbeitete. Sie sollte unter dem Titel ’Die Goslarer Familien in Stadtquittungen 1567 – 1630’ die Namen der Gläubiger und deren Familienwappen enthalten, die sich in großer Zahl auf den Schuldscheinen und Quittungen finden.
Persönliche Mißgeschicke, wie die Krankheit seiner Frau und zunehmendes Alter, nahmen Dr. Bonhoff allmählich den Mut, an seiner Sammlung weiterzuarbeiten und die Veröffentlichung voranzutreiben. Von mir wurde betont, daß es doch zweckmäßig sei, alle Wappen zunächst zu zeichnen und dann evtl. Themenbeschränkungen nachzugehen. So kamen die Zeichnungen langsam voran und hatten 1964 10 Tafeln erreicht, die von Dr. Bonhoff noch korrigiert werden konnten; dann beendete sein Tod unsere Zusammenarbeit. Vorher hatte ich jedoch Xerox-Kopien der Zettel angefertigt, so daß die abschließende Bearbeitung möglich war.
Das Originalmaterial wird heute im Stadtarchiv Goslar verwahrt. Es ist bedingt benutzbar, weil die Fundstellen nicht korrigiert worden sind. Demjenigen, der das Originalwappen sucht, wird empfohlen, nach dem hier abgedruckten Nachweis die Archivalie einzusehen und ggf. weitere Neusignaturen zu beachten. Von den rd. 3000 Zetteln sind hier aussortiert und nicht gezeichnet worden: Siegel der Städte und Orte, Gilden und Ämter, der Kirchen, Klöster, Kapellen und Bistümer, ferner Notariatssignets, Gemmensiegel und Familienvarianten mit geringen Unterschieden. Auch Doppelstücke werden nur im Text erwähnt. So konnte der Umfang der Wappenrolle auf rd. 2100 Wappen, Marken und Zeichen von Einzelpersonen beschränkt werden. Die Wappen auf Siegeln der Gemeinden, Verbänden und kirchlichen Institutionen sowie Meisterzeichen und Beschau werden vielleicht einmal in anderem Zusammenhang veröffentlicht werden können.
Nach dem erfolgversprechenden Anlauf der Zusammenarbeit mit Dr. Bonhoff war es für mich eine Pflicht, nach seinem Tode die Arbeit fortzusetzen und jetzt zu veröffentlichen. Sicher fehlte dabei der Korrektor, und manche früher geäußerten Bedenken Anderer an der Gestaltung der Wappen sind geblieben. Es bleibt die Hoffnung, daß sich die Mühe trotzdem gelohnt hat.
Zwischen den Zetteln von Dr. Bonhoff fand sich eine Notiz von einem Motto, das er sich vermutlich für diese Arbeit ausgesucht hatte:
’Nicht der behagliche Genuß einer sorgenfreien Existenz und der Verkehr in dem Kreis von Angehörigen und Freunden gibt eine dauernde Befriedigung, sondern die Arbeit, und zwar die uneigennützige Arbeit für ein ideales Ziel.’ (Helmholtz).
Mit der Herausgabe dieser „Wappenrolle’ ist ein gewisser Abschluß der Arbeiten zur Familienforschung aus den Unterlagen des Stadtarchives erreicht. Vom Mittelalter bis zum Ende der Selbständigkeit Goslars 1802/03 liegen die wesentlichen Quellen gedruckt vor oder sind karteimäßig erfaßt. Bis zum Jahre 1400 sind es die 5 Urkundenbücher. Bis zur Zeit um 1600 folgen dann die Bürgerlisten von der langjährigen Betreuerin des Goslarer Stadtarchivs, Thea Tappen. Sie hat auch eine Kartei mit rd. 12000 Karten der in Goslarer Urkunden vorkommenden Namen aufgestellt. Von 1600 – 1801 liegen dann 3 Bände des ’Goslarer Bürgerbuches’ von Dr. Bonhoff vor.
Zur weiteren Ergänzung der Bürgerbücher besitzen wir noch andere Arbeiten von Theda Tappen, wie z.B. ’Das Gildebuch der Worthgilde seit 1531`: ’Der Einbürgerungsbeitrag nach Goslar aus dem Umland in den Jahren 1580 – 1600`;’ Flüchtlinge des 30jährigen Krieges in Goslar’. Von Dr. Bonhoff erschienen u.a. das `Stammbuch der Ehrlichen Bäckergilde’ von 1586 – 1838; ’Goslarer Echte- und Geburtsbriefe’; ’Bürgermeister und Ratsherren von Goslar 1640 – 1763’; ’Goslars Bürger, Häuser und Straßen um 1600’. Eine Fülle kleinerer Veröffentlichungen vertiefen die Zusammenhänge und füllen Lücken.
Wenn nach 80 Jahren Sammler- und Zeichnertätigkeit die ’Goslarer Wappenrolle’ jetzt gedruckt vorliegt, wird dies trotzdem noch nicht das Ende einer Familienforschung in Goslar sein. Ergänzungen und Korrekturen werden sich bei jeder folgenden Bearbeitung ergeben.
Schon Goethe war der Meinung:
’Eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, man muß sie für beendet erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das Mögliche getan hat.’
Mögen deshalb die der Leistung eines Einzelnen stets anhaftenden Mängel mit Nachsicht beurteilt werden. Jedes menschliche Unterfangen wird ohnehin ein Stückwerk bleiben, auch wenn die Motive selbstlos und anspruchslos sind.
Der Verfasser hat hiermit endlich eine innere Verpflichtung einlösen und erfüllen können, die seit 1950 als eine immer dringender mahnende Aufgabe empfunden wurde und nunmehr als ein Vermächtnis betrachtet werden darf.
Goslar, im Januar 1981
Hans-Günther Griep